Megatrends zeigen uns, was Menschen auf Urlaubssuche heute wirklich brauchen. Und das ist in jedem Fall: nicht noch ein Zimmerbunker, nicht noch eine Kopie.
Bereits seit 10 Jahren kreiert unikateur GmbH einzigartige Hotelkonzepte im DACH-Raum sowie in Italien. Dabei entwickelt und positioniert Gründerin Isabelle Spoor gemeinsam mit ihrem Team besondere Hospitality Marken und vermarktet diese ganzheitlich. Im Interview mit ADDITIVE teilt Isabelle Spoor ihre Gedanken zu einzigartigen Markenkonzepten in der Hotellerie.
Frau Spoor, was hat Sie dazu inspiriert, sich auf die Entwicklung von starken Marken für die Tourismusbranche zu spezialisieren?
Ganz banal: die Arbeit mit Privathoteliers, also oftmals Familien und ihre Notwendigkeit, vor allem in touristisch stark umkämpften oder noch nicht entwickelten Alleinlagen, echte Innovationen vorzulegen, um sich abzuheben. Ergo, wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können.
Welche Vorteile können Hoteliers erwarten, wenn Sie ein einzigartiges und außergewöhnliches Konzept für ihren Hotelbetrieb entwickeln?
Hoteliers, die sich durch ein einzigartiges Konzept abheben, erzielen faktisch gesehen eine bessere bzw. schnellere Auslastung, v.a. auch, da sie mit weniger Druck und Rabattierung am Markt arbeiten können.
Emotional gesehen ist auch der Spaß auf dem Weg zur starken Hotelmarke innerhalb der Gastgeberrunde sowie allen beteiligten Partnern und Mitarbeitern ein zentraler Faktor. Nicht wir überlegen uns, wohin die Reise gehen soll. Vielmehr hören wir zu und helfen, das Konzept inklusive Machbarkeit, also einen handfesten Businesscase, auf die involvierten Charaktere und ihre Fähigkeiten maßzuschneidern.
Wie entstehen außergewöhnliche Hotelkonzepte und welche Merkmale machen eine Hotelmarke heutzutage erfolgreich und einzigartig?
Gute Frage, die Theorie aus dem Lehrbuch lassen wir aber vorerst mal außen vor. Für uns fängt alles mit Ideen an, mit denen wir Menschen - in unserem Falle sind das die Gastgeber - über einen längeren Zeitraum hinweg begeistern und ganz aufgeregt werden lassen. Wichtig ist dabei natürlich, dass die Idee bzw. das Konzept wie die Faust aufs Auge zu den Menschen passen, damit sie sich von der Idee angezogen fühlen und damit identifizieren können.
Was Hotelkonzepte bzw. Hotelmarken heute erfolgreich macht, ist ein langfristiger Blick auf die Dinge und Individualität. Erfolgreich wird auch heute noch der, der über das Konzept hinaus fähig ist, dranzubleiben, umzusetzen und einen längeren Atem zu haben als alle anderen, die vorher aufgeben.
Megatrends wie ökologische Langfristigkeit, globale und soziale Verbindungen, digitale Vernetzung und sinnstiftende Individualisierung zeigen uns auf, was Menschen auf Urlaubssuche heute wirklich brauchen. Und das ist in jedem Fall: nicht noch ein Zimmerbunker, nicht noch eine Kopie.
Welche Schritte oder Prozesse sind notwendig, um ein innovatives Hotelkonzept zu entwickeln und umzusetzen?
Einer der ersten Schritte ist in jedem Fall eine klassische Ist-Analyse, die parallel zur Visionsarbeit gemacht wird. Auch wenn sie für “Vorwärtsmacher” noch so lästig ist, dieser Schritt ist unerlässlich für die weitere Arbeit. Es bietet sich hier auch an, kreativ mit Collagen zu arbeiten, also visuell - damit man sich nicht nur verbal, sozusagen gegenseitig das Blaue vom Himmel verspricht, sondern auch visuell zum Wesentlichen durchdringt.
Anschließend folgt eine Phase der Produktentwicklung, die von einer Machbarkeitsstudie begleitet wird. Sobald erste Einschätzungen vorliegen, wissen Gastgeber, dass die gemeinsamen Ideen Hand und Fuß haben.
Auf diesen Meilenstein hin folgen Markenentwicklung mit einem sogenannten Brandbook für alle Beteiligten, Architekturkonzept mit Pitch, um den richtigen Partner zu finden, sowie ein Kommunikationskonzept. Danach beginnen dann klassische Genehmigungs-, Bau-, Vertriebsarbeiten und Pre-Opening-Maßnahmen.
Braucht jedes Hotels heutzutage zwingend ein Hotelkonzept im Hintergrund?
Ja, selbst in A-Lagen helfen gute Hotelkonzepte dabei, die letzten Prozentpunkte an Auslastung bzw. Belegung und Preisdurchsetzung zu erreichen. Zudem unterstützen Hotelkonzepte auch dabei, die richtigen Mitarbeiter für den Betrieb zu begeistern und zu gewinnen. Die Aufwendigkeit des Konzeptes ist auch jedoch immer von den gesteckten Zielen abhängig. Will man “nur” abschöpfen, oder Sinn vermitteln, Innovator sein, seinen Lebenstraum verwirklichen? Warum nicht beides?
Warum scheitern viele Hotels bei der Umsetzung von Hotelkonzepten?
Es ist immer noch gang und gäbe, entweder nur mit Architekturbüros zu planen bzw. zu bauen oder und nur Einzelschritte umzusetzen, da man die Ganzheitlichkeit früher nur in der Luxushotellerie benötigt hat. Anschließend werden dann diese Einzelschritte von Einzeldisziplinen in Marketingmaßnahmen überführt. Übrig bleiben - für Hotel, Mitarbeitenden und Gast - nur rund ein Drittel der Möglichkeiten, die man mit einem ganzheitlichen Ansatz ansonsten zur Verfügung hat.
Was meinen wir mit Einzelschritten? Ein Logo ist kein Corporate Design, ein Name ist noch keine Marke und ein Raumkonzept ist keine ikonische, thematische Architektur, die langfristig Wellen schlägt.
Wann ist der optimale Zeitpunkt, um die Entwicklung eines innovativen Hotelprojekts anzugehen?
Noch bevor etwaige Grundstückskäufe getätigt, Architekten an Bord geholt und größere Entscheidungen für die Ausführung getroffen werden. Also direkt nach dem Wunsch, eine neue Zukunft für sich, den Bestandsbetrieb oder ein “neues Stück Land” realisieren zu wollen.
Selbst in A-Lagen helfen gute Hotelkonzepte dabei, die letzten Prozentpunkte an Auslastung und Preisdurchsetzung zu erreichen.
Was ist beim Pre-Opening-Marketing von Hotels zu berücksichtigen? Und welchen Stellenwert haben hierbei Online-Marketing Kanäle?
Was Hotels beim Pre-Opening-Marketing, aber auch allgemein im Online-Marketing berücksichtigen müssen, kann man gut mit einem Wort zusammenfassen: Konsequenz. Heißt, vorab gut zu planen, auf so einiges vorbereitet zu sein und sich bei aller notwendiger Agilität nicht von der Strategie abbringen zu lassen.
Je jünger die Klientel (damit sind natürlich auch Silver Surver mit 65+ via iPad gemeint), desto relevanter die Online-Marketing-Kanäle. Sie sind es, die ROIs im Vergleich zu wenigen anderen relevanten Buchungsquellen nachvollziehen und steigern lassen - sofern die passende Tool-Architektur für das jeweilige Konzept vorab effizient aufgesetzt wurde.
Welche Trends beobachten Sie derzeit in Bezug auf außergewöhnliche Hotelmarken?
Der Großteil der Gesellschaft hängt gedanklich oftmals noch in der Industrialisierung fest, obwohl wir uns in Zeit befinden, in der es sowohl große Chancen als auch Herausforderungen gibt, die durch die zunehmende Individualisierung aller Menschen entstehen, die nach Sinn und Bedeutung suchen.
Von Nachhaltigkeit und KI begleitet, stehen nach wie vor super urbane, super vegane, super ökologische, super analoge oder super digitale Konzepte hoch im Kurs. Gesamtheitlich stellt sich heute allerdings mehr denn je die Frage: kann ich ein soulful Business umsetzen, wenn ich mit Herz, Verstand und Budget investiere?
Wir beantworten mit GastgeberInnen die Frage gemeinsam, ob ihr Reason Why Grund genug ist, Eigenkapital einwerten zu lassen, Finanzierungen aufzunehmen und Herzblut an der richtigen Stelle einzusetzen.